Türen werden zu Wandvertäfelungen im Dogenhof

Türen aus dem Areal des MedUni Campus Mariannengasse (Bauherr: BIG) haben im Dogenhof ein neues Zuhause gefunden – als Wandvertäfelungen. Federführend waren Innenarchitekt*innen Robin Molenaar und Yvonne Krisch. Wir berichten, wie es dazu kam, dass die alten Türen die Wände des Lokals in der Praterstraße in Wien zieren.
Zwischen Oktober 2019 und Juli 2020 hat BauKarussell für die Bundesimmobiliengesellschaft am Areal des künftigen MedUni Campus Mariannengasse Social Urban Mining betrieben. Es wurden 140.000 kg Materialien aus dem Gebäude geholt, davon 60.400 kg in die Wiederverwendung vermittelt. Darunter waren auch einige Innentüren, die nun an neuem Ort in neuem Glanz – und neuer Funktion – erstrahlen.
Robin Molenaar und Yvonne Krisch vom Atelier für Innenarchitektur und Innendesign wurden engagiert, für die Neugestaltung vom Dogenhof, einem Restaurant in der Praterstraße 70 in Wien, das Innendesign zu übernehmen. Die beiden Innenarchitekt*innen sind bemüht, in ihren Projekten möglichst viele alte Materialien zu verwenden, und so war es auch im Falle des Dogenhof. Und da Wien doch relativ klein ist, war auch der Kontakt zu BauKarussell über eine Bekannte sehr bald hergestellt.
Bei der Besichtigung vor Ort im ehemaligen Wien Energie Zentrum in der Mariannengasse suchte man speziell nach alten Türen. „Sie sind relativ aufwendig gemacht, und in unserer Arbeit geht es uns um das Lebendige, das in alten Sachen zu finden ist. Altes ist hochwertig – wenn eine Tür hundert Jahre wo hängt, so bedeutet das, dass sie Qualität hat. Neues ist oft günstiger, aber auch billig produziert und alles andere als langlebig“, so Molenaar.

Gut betreut von Re-Use-Vermittler Roman Borszki wurde man auch schnell fündig, und an die fünfzig Türen wurden in die weitere Verarbeitung in eine Tischlerei geschickt, mit der die Architekt*innen in ihren meisten Projekten zusammenarbeiten. Die Türen waren wie erwartet zum Teil unterschiedlich verarbeitet und konnten somit auch nur unterschiedlich bearbeitet werden – diese Herausforderung gehört für die Architekt*innen zur Arbeit mit Re-Use-Materialien dazu und wird gerne angenommen.
Molenaar sieht künftig großes Potential im Social Urban Mining: „Mir blutet das Herz, dass so viel abgerissen wird, und die Sachen auf dem Müll landen. Wir sind sehr dafür, dass Dinge gerettet werden anstatt weggeschmissen. Das Prinzip des Urban Mining kenne ich aus anderen Ländern, etwa Holland, und ich glaube in Österreich ist noch viel Potential drin. Es ist wichtig, dass die Baufirmen auch erkennen, dass Wiederverwendung und Recycling zentral sind. Für uns wäre es ein Traum, wenn es ein Lager mit alten Baumaterialien gäbe. Bei künftigen Projekten werden wir jedenfalls wieder an BauKarussell denken.“

Seit Ende Februar 2020 sind nun die neuen Wandvertäfelungen im Dogenhof verbaut. Direkt danach folgte der erste Corona-bedingte Lockdown. Das Lokal, das von Florian Kaps und Simon Steiner betrieben wird, hat die schwierige Zeit überlebt und wir wünschen ihm viele erfolgreiche Jahre mit zeitloser, qualitätsvoller Innenausstattung.
Mehr Infos …
Zur Website des Dogenhof
Mehr über das Social Urban Mining Projekt MedUni Campus Mariannengasse
Lenkerbande: Re-Use-Bauteile für Fahrradwerkstatt